Lebendiger Adventskalender im Torfmoor 2022

Im Dezember findet in der Gemeinde Sülstorf und in den dazugehörigen Ortsteilen Sülte und Boldela der sogenannte lebendige Adventskalender statt. Bei einem lebendigen Adventskalender gibt es etwas zu erleben. Man trifft sich in lockerer Atmosphäre, um sich bei einem kleinen Programm mit Geschichten, Gedichten oder Liedern auf die Vorweihnachtszeit einzustimmen. Eigentlich wie ein kleiner Weihnachtsmarkt. Da nun aber die zwei letzten Jahre von Corona-bedingtem Ausfall geprägt waren, kann der lebendige Adventskalender in diesem Jahr endlich wieder wie gewohnt an die ursprüngliche Tradition anknüpfen.

Die Apfelringe karamellisieren über dem Holzfeuer in Vorbereitung für den heißen Punsch

Am Samstag, 3.12.2022 gegen 16 Uhr waren wir vom Angelverein an der Reihe. Bei selbstgemachtem Bratapfelpunsch stand das Motto „Sagenhaftes Torfmoor“ im Mittelpunkt. Dafür bereiteten wir ein paar Stunden vorher zwei Töpfe über dem Feuer vor, in denen wir zuerst Apfelringe karamellisierten und mit weiteren Zutaten anreicherten, um daraus einen leckeren und wohltuend heißen Punsch zu zaubern. Am späten Nachmittag trafen dann die ersten Besucher ein. Da der Weg zum Torfmoor durchaus einige Minuten Fußweg erfordert, waren alle froh einen heißen Punsch inmitten des durch Lampen erhellten Eingangsbereichs zu bekommen. Als dann alle Becher dampften, begann Ingmar damit, das nachstehende Wintermärchen und einen Text aus dem Mecklenburger Sagenschatz vorzutragen. Der Spaß war allen anzumerken. Und entsprechend groß war auch die Freude, sich gerade in der dunklen Jahreszeit auf das eine oder andere Gespräch zusammenzufinden.

Wir vom Angelverein danken allen Besuchern recht herzlich für die rege Teilnahme und bedanken uns für das Klingen und Knistern in unserer Spendenbox.

Das Torfmoor im vorweihnachtlichen Lichterschein

Wintermärchen im Torfmoor

Leicht abgewandelt, von Erich Limpach

Es klingt das Eis auf Torfmoors See,
der Mond geht auf die Reise,
er spiegelt sich im hellen Schnee –
man glaubt, er lächelt leise.

Die Büsche tragen Hauben fein,
die wie weiße Kronen blitzen –
sind es nicht Zwerge, wunderklein,
die da am Wege sitzen?

Der Wind, der leis durch Bäume zieht,
stäubt Flocken von den Zweigen,
sie tanzen zu der Sterne Lied
des Wintermärchens Reigen.

Teufel, Torfmoor und der Schäfer

Wie war es früher, als es weder Handys, Fernsehen noch Radio gab? Gerade in der dunklen Jahreszeit erzählte man sich Geschichten, Märchen und Sagen – und es gingen Geschichtenerzähler herum, die ein oder auch zwei Tage auf dem Hof blieben, um dann weiter zu ziehen. Vielleicht ist auch diese Mecklenburger Sage auf diese Weise erzählt worden. Wir wissen es nicht. Jedenfalls war es so…

Lang, lang ist’s her…
Lang bevor sich der Angelverein um das wunderschöne Torfmoor kümmerte, da lebte hier einmal ein Schäfer. Dieser Schäfer war immer mürrisch, weil er seine Herde immer um das ganze Torfmoor herumführen musste. Und wie ihr wisst, war das ein langer und äußerst beschwerlicher Weg. Daher wünschte er sich denn nichts sehnlicher, als einen Damm geradewegs hindurch.
Eines Tages blickte er wieder mürrisch über das Torfmoor – da gesellte sich ein kleines Männchen zu ihm und fragte: „Was gibt’s denn da zu sehen?“
Der Schäfer erschrak, fasste aber Mut und sagte: „Ach, ich bin so mürrisch, weil die Weide so weit entfernt ist und kein Weg durch dieses Torfmoor führt, wie ich es mir schon hundert Mal gewünscht habe.“
Der Zwerg sagte: „Na wenn’s weiter nichts ist, dazu will ich dir verhelfen; als Lohn dafür gibst du mir aber deine Seele.“
Der Schäfer erschrak! Darum brach er das Gespräch ab und ging seines Weges.
Der Teufel weicht aber nicht sobald! Am folgenden Morgen stellte er sich wieder ein und verhandelte erneut mit dem Schäfer, aber ohne Erfolg. Am dritten Morgen aber… da konnte der Schäfer der Versuchung nicht länger widerstehen.
Am nächsten Morgen sollte der Weg mitten durchs Torfmoor fertig sein, wenn des Schäfers Hahn zum ersten Mal krähte.
Der arme Schäfer bereute es bald. Gern hätte er sein Wort wieder zurück genommen. Aber der Teufel ließ sich nicht mehr blicken.
Traurig und verzagt kam der Schäfer abends nach Sülstorf nach Hause und setzte sich an den Tisch. Seine Frau bemerke das und erfuhr dann auch alles und versuchte seinen Mann zu trösten.
Inzwischen war es abends geworden. Der Schäfer hatte sich zu Bette begeben, wollte seine Augen aber nicht schließen. Seine Frau saß noch beim Schein der Lampe und verrichtete ihre häuslichen Arbeiten. Da kam ein fürchterliches Getöse und Gewimmel über den bescheidenen Dächern von Sülstorf auf… als wenn die wilde Jagd vorüber zieht. Es war der Teufel mit seinen dienstbaren Geistern, die sich daran machten, den Weg durch den See zu karren. So wie der Zeiger der Uhr weiter rückte, steigerte sich auch die Angst des Schäfers. Er glaubte seine Seele verloren.
Doch siehe da! Der Hahn krähte – und die höllischen Geister verstummten. Sie hatten nur dreiviertel des Weges fertig bekommen und mussten ohne Lohn davon ziehen.
So war der Schäfer gerettet – und das hatte er nur seiner Frau zu verdanken. Diese hatte nämlich den Hahn so abgerichtet, dass er morgens beim Füttern jedes Mal krähte und hatte sich an diesem Morgen viel früher in den Stall begeben und ihm sein Futter gegeben.
Und der nicht fertig gewordene Weg wäre mit der Zeit beinahe versunken und niemand hätte je von dieser Geschichte gehört. Doch die fleißigen und ehrbaren Angler machten sich dran, die Wege zu befestigen und frei zu halten. Ohne ihre Seele zu verkaufen und ohne die Hilfe des bösen Gesellen. Dieser nämlich… hat endgültig das Weite gesucht…

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